Kann Fasten eine Migräne-Attacke auslösen?
Fasten liegt voll im Trend. Gefühlt jede/r hat es schon ausprobiert. Wir haben bereits in anderen Blogbeiträgen zum Totalen Fasten und Intervallfasten über die vermeidbaren Fehler ausführlich berichtet. Scheinbar dürfte es auch einen Zusammenhang zwischen Fasten und Migräne geben. Das haben wir uns genauer angeschaut.
Bei Migräne gilt: Keine Mahlzeit auslassen
Nicht jedem tut Fasten gut. Schon gar nicht jenen Menschen, die regelmäßig mit Migräne zu kämpfen haben.
Wer auf Fasten jeglicher Art verzichten sollte:
- Schwangere
- Stillende
- Kinder
- Typ-1-Diabetiker
- Gicht-Patienten
- Migräne-Patienten
Fasten kann Migräne verstärken
Fasten tut dem Kopf nicht gut, wenn dieser generell empfindlich ist. Eine Studie an 292 Muslimen, die bekanntlich im Ramadan regelmäßig fasten, lieferte kürzlich hierzu gute Informationen. Ihre Kopfschmerztagebücher zeigten eindeutig, dass Migräne-Attacken während des Fastenmonats häufiger und stärker auftraten als in normalen Essmonaten. Somit stieg auch der Verbrauch an schmerzstillenden Medikamenten [1].
Die veränderten Essens- und Schlafenszeiten, aber auch der plötzliche Verzicht auf Kaffee könnten eine Rolle spielen, diskutieren die Forscher.
Der Kopf fastet nicht gern
30-75 % aller Migränegeplagten geben Hunger als Kopfschmerztrigger, also als Auslöser der Beschwerden an. Die Gründe dafür sind wissenschaftlich noch nicht gänzlich geklärt. Es wird vermutet, dass der Zuckerstoffwechsel hier eine Rolle spielt. Ein niedriger Blutzuckerspiegel könnte den Sympathikus (Teil des unwillkürlichen Nervensystems, das in Stress- und Notfallsituationen aktiviert wird) anregen und so die Kopfschmerzen auslösen. Offensichtlich tun Migränepatienten besser daran, ihren Blutzuckerspiegel nicht zu sehr in den Keller rasseln zu lassen [2].
Bei Migräne am besten Ernährungs- und Schmerztagebuch führen
Nach derzeitigem Wissensstand lassen sich keine allgemeingültigen Ernährungsempfehlungen geben, um Migräne zu lindern. Zu unterschiedlich sind die Auslöser bei den Patient*innen. Bei manchen ist es Käse, bei anderen Schokolade, beim dritten ist es der Koffeinentzug. Auch Zitrusfrüchte kommen infrage. Und – wie erwähnt – nicht immer liegt es am Essen.
Was helfen kann, um individuelle Trigger zu finden, ist das Führen eines Ernährungs- und Schmerztagebuchs. Wichtig dabei ist, auch die Menge und Art der Getränke zu notieren.
Wenn dann bestimmte Trigger zweifelsfrei ausgemacht sind, lässt man diese sechs bis acht Wochen strikt weg und beobachtet, ob die Migräne sich deutlich bessert. Im Idealfall wird man dabei von einer Diaetologin bzw. einem Diaetologen begleitet. Diese/r nimmt eine Abgrenzung zur symptomatisch sehr ähnlich verlaufenden Histaminunverträglichkeit vor. Denn Menschen, die zu Migräne neigen, haben oft eine erhöhte Sensibilität gegenüber Histamin.
Wussten Sie, dass Durst eine Migräneattacke auslösen kann? In einer Studie tranken Migränepatient*innen während einer Attacke 500-750 ml Wasser. Bei 33 der 34 Probanden wurden die Schmerzen innerhalb von drei Stunden deutlich besser. Die Autoren vermuten, dass ein Flüssigkeitsmangel bei Migräne eine Rolle spielen könnte, weil die Schmerzen an den Hirnhäuten entstehen [3].
Das ist wichtig beim Tagebuch
Schreiben Sie folgende Dinge auf…
- WAS wurde gegessen: möglichst alle Zutaten inkl. Gewürze notieren. Bei Fertigprodukten am besten die Zutatenliste aufbewahren oder fotografieren
- WIE wurde gekocht: Art der Zubereitung – roh, gekocht, gebraten, frittiert
- WANN wurde die Speise gegessen (Uhrzeit)
- WELCHE Beschwerden traten auf (Art, Dauer, Intensität) und WANN (oft zeigen sich Symptome erst 1-2 Tage nach der Aufnahme)
- WAS war sonst noch? Stress, Zyklus, Medikamenteneinnahme, körperliche Aktivität, Wetterveränderungen, wenig Schlaf, etc. ebenfalls notieren
Am besten besprechen Sie das Protokoll danach mit einer Ernährungsfachkraft oder Ihrem Arzt.
Unser essenzielles Resümee
Kann Fasten also eine Migräneattacke auslösen? Ja!
Fasten mag für viele Menschen ein wohltuender Ausgleich zum sonst so üppigen Speisealltag sein. Migränepatienten werden damit sehr wahrscheinlich nicht glücklich. Sie sollten diesen Trend daher auch in der Fastenzeit nicht mitmachen.
Schreiben Sie uns, welche Erfahrungen Sie bei Migräne gemacht haben. Sehen Sie einen Zusammenhang mit bestimmten Speisen oder Getränken?
3 Kommentare
Meine Migräneauslöser sind zu wenig Schlaf, zu viel Stress, zu lange Essenspausen ( da habe ich dann auch extremen Heißhunger) und ganz stark Wetterumschwünge.
Zu viel Schokolade ist auch nicht gut für mich
Diese Faktoren sind bei vielen Migräne-Patienten Auslöser. Die langen Esspausen sind genau das, was wir im Beitrag gemeint haben. Also am besten nicht Fasten sondern gesund genießen in der Fastenzeit 😉
Ich werde heuer 60 Jahre alt und bin seit meinem 26. LJ Besitzerin einer familiären Migräne. Meine Hoffnung, dass meine treue Begleiterin sich nach den Wechseljahren verabschiedet, hat sich leider nicht erfüllt, Hauptauslöser ist großer Stress und vor allem aber Wetterwechsel und starker Wind/Föhn. Ich spritze seit einigen Jahren Aimovig, das hilft wirklich gut, anstatt 4-6 Anfälle/Monat habe ich jetzt nur noch 1 oder max. 2 Anfälle. Intervallfasten habe ich versucht, bin aber jedesmal kollabiert oder war mehrmals kurz davor (trotz viel Flüssigkeit). Mein Neurologe hat mir dann davon abgeraten. Ich bin schon der Überzeugung, dass auch ohne Lebensmittelauslöser die Art der Ernährung eine Rolle spielt. Bei mir ist es jetzt eine pflanzenbasierte Mischkost mit höherem Omega 3 Anteil durch Öle, Samen und Gemüsesorten wie z.B. Avocado und sportliche Aktivitäten. Mir gehts dadurch auch allgemein besser (Stimmung, Stressresistenz, Schlaf). Fasten kommt für mich leider nicht mehr in Frage