Aufgedeckt: 3 Mythen zu Mangelernährung

Von essenzielles
essenzielles_Mythen zu Mangelernährung_dicker und dünner Männerbauch stehen vis a vis

Fasten Sie noch oder essen Sie schon wieder? Diese Frage könnte man am Ende der Fastenzeit vielen Mitmenschen stellen.

Ich kenne in meinem Umfeld derzeit viele, die nach all den kaloriengeschwängerten Wochen um Weihnachten und Fasching bewusst auf der Bremse stehen – in meinen Augen manches Mal sogar eine Vollbremsung hinlegen, um gleich nach Ostern wieder ‚Vollgas‘ geben zu können. Ob das so gescheit ist, haben wir bereits in einem frühere Blogartikel zum Thema Totales Fasten kritisch hinterfragt.

Viele Menschen fasten allerdings nicht freiwillig – sie schlittern aus verschiedenen Gründen in eine oft sehr spät oder gar nicht entdeckte Mangelernährung. Mangelernährt zu sein bedeutet aber nicht immer alt, krank und dünn.

Sogar Junge, Mollige oder gar Sportler*innen können ein gravierendes Defizit an Nährstoffen haben.

Diesmal möchte ich mit ein paar hartnäckigen Mythen zum Thema Mangelernährung aufräumen.

In diesem Blogbeitrag lesen Sie…

  • …hinter welchen Symptomen sich Mangelernährung oft unbemerkt versteckt
  • …wer überraschenderweise von Mangelernährung betroffen sein kann, von dem Sie das nie vermutet hätten
  • …warum man trotz Übergewicht mangelernährt sein kann
  • …dass ein paar Kilos weniger nicht immer von Vorteil oder harmlos sind

Was ist eigentlich Mangelernährung?

Der Begriff weckt oft einseitige Bilder im Kopf. Unterernährte Kinder in Entwicklungsländern, gebückte Greise, die ohne Hilfe ihr Leben nicht mehr bewältigen können. Doch Mangelernährung hat viele Gesichter und ist von außen oft gar nicht erkennbar.

Per Definition äußert sie sich in klinisch messbaren Mangelzuständen, die auftreten können…

  • …wenn bestimmte Nährstoffe nicht optimal vom Körper verwertet werden – infolge von Intoleranzen, Darmerkrankungen, chronischer Medikamenteneinnahme, etc.
  • …wenn aus unterschiedlichen Gründen – über Wochen oder gar Monate hinweg zu wenig gegessen wird und ein Nährstoff- und Energiedefizit entsteht
  • …wenn der Körper Eiweiß abbaut oder eine Entzündung ihn schwächt – dies kann von nicht optimal ernährten Leistungssportlern (auch sehr ambitionierten Hobbysportlern) bis hin zu Menschen mit bestimmten Erkrankungen grundsätzlich jede/n treffen.

Wie macht sich Mangelernährung bemerkbar?

Unser Körper ist sehr leidensfähig – und er leidet lange still. Es bleibt oft lange unbemerkt, wenn der eine oder andere Nährstoff fehlt. Falls man merkt, dass eines der folgenden Symptome häufiger oder neu auftritt, könnte Mangelernährung dahinterstecken:

  • unbeabsichtigte Gewichtsabnahme
  • chronische Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Abgeschlagenheit
  • Schwindel
  • sinkende Leistungsfähigkeit
  • erhöhte Infektanfälligkeit

essenzielles_Mythen zu Mangelernährung_alte Frau isst Apfel und schaut aus Fenster

Speziell bei schweren akuten oder chronischen Krankheiten wie Krebs, Schlaganfall oder Parkinson, etc. besteht die Gefahr, dass sich eine Mangelernährung entwickelt.

Andauernde Stress- oder Belastungssituationen und auch Lebenskrisen wie der Tod, schwere Krankheit eines nahen Angehörigen oder Scheidung, können Auslöser sein.

Und natürlich sind wir alle, je älter wir werden, irgendwann gefährdet in eine Mangelernährung zu schlittern.

Womit wir bereits beim ersten Mythos wären.

Mythos 1: Altern führt automatisch zu Mangelernährung

Tatsache ist, dass unser Körper eigentlich nicht für ein Alter jenseits der 60 Jahre konstruiert ist.

Wer einmal die 70 erreicht hat, ‚funktioniert‘ trotz noch so guter Vorsorge nicht mehr so gut wie ein 30-Jähriger.

Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass…

  • …die Verdauungsleistung nachlässt,
  • …die Knochen sich nicht mehr so effizient und rasch erneuen, sondern stetig abbauen,
  • …die Muskelmasse schleichend schwindet. So hat ein 80-Jähriger etwa 1/3 weniger Muskulatur als ein 30-Jähriger,
  • …Vitamine und Mineralstoffe schlechter verwertet werden – z. B. die so wichtigen Vitamine D und B12
  • …der Geruchs- und Geschmackssinn sich verändern

Wussten Sie, dass…

…60- bis 75-jährige Männer im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen eine fast doppelte so hohe Konzentration an Salz brauchen, um dieses in wässriger Lösung zu erschmecken? Das hat eine holländische Forschergruppe festgestellt [1]. Junge Männer erkennen den Salzgeschmack bereits bei rund einem Drittel der Dosis. Kein Wunder also, wenn im höheren Alter salzige Suppen zu den Lieblingsspeisen werden.

Am besten bleibt bis ins hohe Alter der Sinneseindruck für Süß erhalten. Bestimmt ist das der Grund, warum süße Getränke, Mehlspeisen und Süßigkeiten bei den meisten Senior*innen stets willkommen sind.


Das alles heißt aber noch lange nicht, dass im Alter automatisch Mängel auftreten!

essenzielles_Mythen zu Mangelernährung_Mutter und Tochter fröhlich umarmen sich

Wer rechtzeitig auf sich schaut, bleibt gut versorgt

Je älter wir also werden, desto hochwertiger muss die Nahrung sein, damit keine unerwünschten Lücken entstehen.

Darauf sollten Sie jenseits der Lebensmitte ein besonderes Auge haben:

Genug hochwertiges Eiweiß – am besten über den Tag verteilt →

  • Joghurt, Käse, Gerichte mit Milch wie pikante Palatschinken oder Porridge,
  • Sojabohnen aus dem Tiefkühlregal, Tofu oder Sojapudding,
  • Linsen, (Kicher)Erbsen – in bunte Salate oder Ragouts mischen oder als Hummus essen
  • Eier – z. B. Salatsoßen mit hartgekochten Eiern anreichern, klare Suppen mit Ei legieren

sind neben Fleisch einige Beispiele dafür.

Vitamin D und B12, Kalzium, Zink – Nährstoffe, die bereits in jungen Jahren häufig zu kurz kommen →

  • geräucherte Forelle oder Hering als gute Vitamin D-Lieferanten,
  • mit Käse überbackene Aufläufe oder Brote, geriebenen Käse in Saucen, magerer Schinken oder gekochtes Rindfleisch sind empfehlenswerte Quellen für B12, Kalzium und Zink.
  • Weizenkeime sind wahre Nährstoffwunder – man kann sie in und über viele Speisen streuen.

Ballaststoffe – die Darm und Immunsystem am Laufen halten → reichlich enthalten in

  • Haferflocken, Rollgerste
  • Hülsenfrüchten
  • Pastinaken, Süßkartoffeln
  • Äpfeln oder Beeren.

essenzielles_Mythen zu Mangelernährung_Auflauf mit Käse überbacken auf Teller

Wenn man im normalen Alltag diese vielfältigen Ernährungsbedürfnisse nicht mehr decken kann, lassen sich Nährstofflücken mit Trinknahrungen auf einfache Art und Weise schließen. Diese enthalten neben den notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen ausreichend Energie und vor allem wichtiges Eiweiß. Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin bzw. in Ihrer Apotheke nach einem für Sie geeigneten Produkt und probieren Sie verschiedene Geschmacksrichtungen aus.

Mythos 2: Mangelernährte Menschen sind daran erkennbar, dass sie dünn sind

Dünn, schwach, gebrechlich. So stellen sich viele klassisch mangelernährte Patient*innen vor.

Doch der Schein kann trügen. Genauso wenig wie dünne Personen automatisch mangelernährt sein müssen, sind Übergewichtige nicht immer mit allen Nährstoffen gut versorgt.

Versteckter Hunger

Es kommt oft vor, dass sichtlich übergewichtige Menschen durch ihr ungesundes Essverhalten zu wenig lebenswichtige Nährstoffe aufnehmen.


Um herauszufinden ob jemand mangelernährt ist, hilft am besten ein ärztliches Anamnesegespräch in Kombination mit einem erweiterten Blutbefund.


Wer ist besonders gefährdet für den sogenannten versteckten Hunger?

  • Pudding-Vegetarier: essen zwar kein Fleisch, ernähren sich aber hauptsächlich von süßen Speisen/Getränken und energiereichem Junk-Food à la Pizza & Co.
  • Übergewichtige auf Diät: Oft schlittern Abnehmwillige durch einseitige Diäten in eine ungewollte Mangelernährung. Alle Diäten, die ganze Lebensmittelgruppen aus dem Speisealltag verbannen, sind daher tunlichst zu meiden.
  • Übergewichtige mit schwerwiegender Erkrankung: Krebs, Depressionen oder COPD. Wer vorher adipös war und plötzlich kaum mehr essen kann, sieht zwar lange noch gut genährt aus, die Zellen hungern aber schnell. Zögern Sie daher nicht, sich auch bei anfangs bestehendem Übergewicht frühzeitig von einer Diätologin/einem Diätologen beraten zu lassen.

essenzielles_Mythen zu Mangelernährung_dicker Mann greift sich erschöpft an die Stirn

Mythos 3: Ein paar Kilos weniger können nicht schaden

Leider war meine Familie in den letzten Monaten ebenfalls mit dem Thema Mangelernährung konfrontiert und ich habe die Probleme hautnah miterlebt. Besonders im Fall einer plötzlich notwendigen Krebstherapie ändert sich der Essalltag schnell und radikal. Die zehrenden Therapien und Schmerzen lassen den Appetit schwinden, manchmal kommen noch Übelkeit oder Unverträglichkeiten dazu.

War der Patient/die Patientin zuvor etwas molliger, hört man nur allzu oft Phrasen wie

  • „gut, dass du ein paar Reserven hast, von denen du jetzt zehren kannst!“
  • “so schnell verhungert man nicht…“

Solche Sätze sind sicher gut gemeint. Sie ignorieren aber völlig, dass gerade in einer kräfteraubenden Lebensphase der Körper die bestmögliche Unterstützung durch bedarfsgerechte Nährstoffzufuhr braucht.

Die „paar Kilos“ die wegschmelzen, bestehen schnell mal aus wertvoller Muskelmasse. Das schwächt zusätzlich. Außerdem entstehen schon nach wenigen Wochen Defizite bei wasserlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen.

Ungewollter Gewichtsverlust sollte immer ein Alarmsignal sein! Wer nicht mehr so essen kann wie bisher, braucht dringend Hilfe beim Gegensteuern. Im Idealfall sucht man Hilfe bei einer Diätologin/einem Diätologen, um die drohende Mangelernährung rechtzeitig zu stoppen. Im Bedarfsfall sind vorübergehend auch Trinknahrungen mit hochwertigem Eiweißanteil hilfreich, um Muskelmasse rasch wieder aufzubauen.

Mythen der Mangelernährung – mein essenzielles Resümee

  1. Mangelernährung ist weder eine Frage des Alters noch des Gewichts. Sie kann immer und bei jedem Menschen auftreten wenn der Essalltag aus den Fugen gerät oder der Körper besonders beansprucht wird.
  2. Nährstoffhunger ist nicht am Bauchumfang erkennbar. Und Übergewicht schützt nicht vor Mangelernährung. Deshalb gilt es bei Verdacht auf Mangelernährung so früh wie möglich die wichtigsten Vitamine wie etwa Folsäure, Vitamin D und B12 im Blut neben anderen Werten (Schilddrüsenhormone, Immunstatus, etc.) checken zu lassen.
  3. Auf der anderen Seite ist unerwünschter Gewichtsverlust immer ein Alarmsignal. Wertvolle Muskelmasse kann verloren gehen und es gilt frühzeitig gegenzusteuern. Nur so bleibt die nötige Kraft im Alltag erhalten.
  4. Je älter man wird, desto herausfordernder wird es, den Körper mit allen wichtigen Stoffen zu versorgen. Aber es funktioniert wenn man ein bewusstes Auge auf kritische Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiß hat. Klappt es mal nicht mit bunt und vielfältig, ist eine Trinknahrung aus der Apotheke eine gute Wahl als Ergänzung.
  5. Für alle möglichen Ursachen der Mangelernährung gilt: Schnelle Hilfe ist die beste Hilfe. Suchen Sie rechtzeitig kompetenten Rat. Bei Diätolog*innen sind Sie in diesem Fall am besten aufgehoben. Er/sie wird Sie individuell und umfassend beraten, wie Sie Ihren Speiseplan (oder den Ihres Angehörigen) an die momentane Situation anpassen und bei Bedarf ergänzen können.
  6. Zwölf praktische Tipps was bei Magelernährung hilft finden Sie auf meinem weiteren Blogartikel hier.

Ein Hinweis zur Transparenz:

Dieser Artikel ist in Kooperation mit Nutricia – einer Marke der Danone GmbH – entstanden. Der Inhalt dieses Beitrags und meine fachliche Meinung wurden dadurch nicht beeinflusst

2 Kommentare

Gaunerstorfer Michael 7. April 2023 - 7:59

Meine Familie und ich “geniessen” jeden der informativen Beiträge …
… und ziehen auch unsere Lehren daraus!

Antworten
essenzielles 7. April 2023 - 9:23

Das freut mich sehr Michael – danke für das nette Feedback!

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