Guten Appetit: Was hilft bei Mangelernährung?

Von essenzielles
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Ihre Familie macht sich zur Zeit Sorgen um Ihre Mutter/Ihren Vater, einen anderen nahen Angehörigen? Eine schlimme Krankheit oder hohes Alter haben dazu geführt, dass der Appetit schwindet und mit ihm Muskeln und Gewicht?

Unsere Erfahrungen, die wir beim „Ernährungssupport“ unserer Tanten gesammelt haben und unser fachliches Knowhow, können Sie in diesem Artikel nachlesen.

Sie erfahren in diesem Blogbeitrag…

  • wer von Mangelernährung betroffen ist,
  • wie Sie Mangelernährung frühzeitig erkennen,
  • welche Ursachen und Folgen Mangelernährung hat und
  • was Sie als Betroffene(r) oder Angehörige(r) tun können.

Mangelernährung – Hunger hat viele Gesichter

Mangelernährung. Normalerweise hat man bei diesem Begriff Bilder von afrikanischen Kindern mit aufgeblähten Bäuchen vor Augen. Tatsächlich ist Mangelernährung auch bei uns weiter verbreitet als man denkt – trotz des reichhaltigen Angebots an Lebensmitteln. Am meisten gefährdet sind…

  • betagte Personen,
  • Menschen mit schweren Krankheiten (z. B. Tumore), nach großen Operationen oder längerer Bettlägerigkeit,
  • Patienten mit Kau- und Schluckstörungen.

Natürlich haben wir uns mit dem Thema alleine von Berufs wegen im Rahmen diverser Projekte schon beschäftigt. Als wir dann kürzlich nahezu zeitgleich mit den Krebserkrankungen zweier unserer Tanten konfrontiert wurden, rückte das Thema plötzlich sehr nahe an uns heran.

Akuter Gewichtsverlust als Alarmsignal für Mangelernährung

Eine Mangelernährung entwickelt sich oft schleichend und unbemerkt. Die Symptome werden meist dem Alter zugeschrieben oder als ‚normale‘ Begleiterscheinung einer schlimmen Krankheit abgetan. Anzeichen und gleichzeitig Risikofaktoren für Mangelernährung sind:

  • starker, ungewollter Gewichtsverlust
  • weniger bis gar kein Appetit
  • zu kleine Essmengen

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Mangelernährung kann vielfältige Ursachen haben

Und zwar:

  • Appetitlosigkeit infolge von Angst, Depression oder als Nebenwirkung von Medikamenten
  • Kau- und Schluckbeschwerden aufgrund von Mundtrockenheit, schlechter Zähne, Wunden/Infektionen im Mund oder in der Speiseröhre
  • Probleme beim Transport der Nahrung durch den Magen-Darm-Trakt
  • veränderter Geschmacks- und Geruchssinn, der häufig im Alter oder als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftritt
  • Probleme beim Verstoffwechseln von Nährstoffen weil z. B. wichtige Enzyme fehlen
  • veränderte Hunger- und Sättigungssignale – ebenfalls häufig eine ‚Nebenwirkung‘ des Alterns
  • Einsamkeit, Trauer, Vergesslichkeit, Verlust der Selbständigkeit

Mangelernährung: folgenschweres Problem für den ganzen Körper

Aus Studien [1] weiß man, dass Mangelernährung mitverantwortlich ist für…

  • erhöhte Infektanfälligkeit,
  • schnellen Muskelabbau,
  • Antriebslosigkeit,
  • verminderte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität sowie
  • häufigere und längere Krankenhaus-Aufenthalte.

Appetitlosigkeit nicht hinnehmen

Jedem leuchtet ein, dass es wichtig ist, gut mit Energie, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen versorgt zu sein – besonders dann, wenn man in einer Ausnahmesituation ist. Das konnten wir natürlich auch unseren Tanten klar machen. Aber es hilft alles nichts, wenn die/der Patient*in einfach nichts runterbringt.

So stehen Angehörige oft vor einem riesen Problem: Sie möchten ihren Lieben beim Zunehmen helfen und schaffen es kaum, sie zu ein paar Bissen zu animieren. Da ist nicht nur guter Rat, sondern auch Kreativität gefordert.

Geschmäcker sind verschieden

Nicht jedem schmeckt das Gleiche. Medikamente und Chemotherapie können die Geschmackspapillen ganz schön durcheinander bringen. Dem einen graust vor Zucchini, dem anderen vor Wurst. Deshalb muss man sehr einfühlsam auf die persönlichen Wünsche und Geschmacksvorlieben des Betroffenen Rücksicht nehmen.

Anfangs wurden auch unsere gut gemeinten Koch-Ideen nicht immer erfreut angenommen. Denn es stellte sich nicht Appetit, sondern oft Ekel ein, sobald wir unseren Tanten liebevoll gekochtes Essen servierten. Es braucht also für nahe Angehörige viel Geduld und Nachsicht, wenn man seine Lieben wieder zum Essen verführen will.

essenzielles_Mangelernährung_3Mangelernährung: Unsere 12 essenziellen Tipps

Klar, es gibt wissenschaftliche Ernährungsempfehlungen, die für jeden Erwachsenen gleichermaßen gelten – auch für ältere und kranke Personen. Darin werden Mengen für die verschiedenen Lebensmittel vorgeschlagen. 3 faustgroße Portionen Gemüse, 2 Obstportionen, 3 Scheiben Brot, 3 Mal täglich ein Milchprodukt etc.

Jemanden, der nahezu keinen Bissen runterbringt, können solche Mengen schnell einmal überfordern. Für unsere Tanten war es schon eine große Erleichterung, dass wir sie von dieser Last befreit haben.

Wird sehr wenig gegessen, will das Wenige besonders gut durchdacht sein. Immerhin braucht der Körper nicht nur mit Energie, sondern vor allem Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe.

1. Mehrere kleinere Portionen über den Tag verteilt:

Große Mahlzeiten belasten das gesamte Verdauungssystem. Kleinere Mengen sind leichter verdaulich und sind bei fehlendem Appetit noch essbar.

2. Augenmerk auf die Extraportion Eiweiß:

  • Parmesan in alle pikanten Saucen einrühren – meist kann man dann etwas Salz einsparen
  • hartgekochte Eier – klein gewürfelt in die Salatmarinade und in Suppen mixen und zu jedem belegten Brot essen
  • Milch statt Wasser zum Anrühren von Getreidebreien (z. B. Polenta) verwenden
  • Topfen in Brotaufstriche und cremige Süßspeisen mischen
  • Erdnussbutter enthält reichlich Eiweiß – als Butterersatz aufs Brot oder einfach so löffeln
  • ein weiches Ei zum Frühstück genießen
  • griechisches Joghurt mit 10 % Fett statt normalem Joghurt essen – es enthält mehr Kalorien und mehr Eiweiß. Schmeckt gut in Kombination mit Honig und Walnüssen
  • ein Käsespieß mit Lieblingskäsesorten eignet sich als Snack zwischendurch und beim Fernsehen
  • Kichererbsen in pürierte Suppen mischen oder zu Hummus verarbeiten

essenzielles_Mangelernährung_43. Speisen-Komponenten einzeln pürieren:

Bei einer unserer Tanten war die Mundschleimhaut besonders empfindlich. Sie hatte angefangen, alle Speisen in den Mixer zu geben. Herausgekommen ist ein wenig ansehnlicher brauner Einheitsbrei. Wir haben sie auf die Idee gebracht, die Komponenten einzeln zu pürieren, um die Farben der Lebensmittel zu erhalten. Ein grünes Erbsenpüree neben einem orangen Kürbispüree sieht auf dem Teller einfach hübscher und appetitanregender aus als wenn man Erbsen und Kürbis gemeinsam püriert.essenzielles_Mangelernährung

4. Brotkruste wegschneiden:

Eine harte Brotkruste kann zu offenen Stellen im ohnehin empfindlichen Mundraum führen. Und so haben wir dazu geraten, die Kruste wegzuschneiden und zu Knödelbrot zu verarbeiten.

5. Jede noch so kleine Mahlzeit bunt und hübsch anrichten:

Am besten große Teller für kleine Portionen verwenden. Die Portion wirkt auf einem großen Teller klein und wird dann vielleicht eher von der Menge her ganz gegessen.

6. Für die Extraportion Energie:

  • einen Löffel Lein- oder Nussöl in Aufstriche und ins Müsli
  • geriebene Nüsse oder Nussmus ins Joghurt, den Milchshake, Brotaufstrich oder in den Hummus mischen
  • Milchshakes und Porridge mit Obers, Kokosmilch oder hochkalorischer Trinknahrung mixen
  • Obers, Nussmus und Kokosmilch als Ergänzung von pikanten Saucen, Eintöpfen und Suppen
  • hochkalorische Trinknahrung zum Anrühren von süßen Getreidebreien verwenden, z. B. halb/halb mit Milch gemischt

7. Täglich ein Fläschchen hochkalorische Trinknahrung:

Diese beugt Nährstofflücken vor und ist leichter zu schlucken als eine üppige Mahlzeit. Dabei ist es wichtig, das Fläschchen attraktiv zu servieren. Dafür ein paar Vorschläge:

  • Trinknahrung immer gut gekühlt aus dem Kühlschrank genießen
  • in ein Cocktailglas umfüllen und mit Eiswürfeln und Strohhalm servieren
  • in Eiswürfelform umfüllen und gefroren lutschen
  • mit Gelatine verfestigt und damit löffelbar gemacht
  • zu einem Dessert verarbeitet (z. B. die Sorte „Kaffee“ für den Eiskaffee verwenden)

Cocktail Pink Drink

1 Fläschchen Fortimel Yoghurt style Himbeergeschmack in ein Martini-Glas umfüllen, Eiswürfel dazugeben und mit 1 Stängel frischer Minze dekorieren. Ein paar frische Himbeeren dazu servieren.


Ein Hinweis zur Transparenz:

Das Foto wurde mit dem Produkt Fortimel® von Nutricia Milupa gemacht, für die wir in unserem Brotberuf Projekte umsetzen. Auch dieser Artikel ist in Kooperation mit Nutricia Milupa entstanden. Der Inhalt dieses Beitrags und unsere fachliche Meinung wurden dadurch aber nicht beeinflusst. Wir sind von der Qualität dieser Produkte überzeugt.


8. Nicht alleine essen:

Essen in Gesellschaft regt den Appetit an. Und so haben unsere Cousinen und unser Cousin sich dabei abgesprochen, unseren Tanten so oft wie möglich Gesellschaft beim Essen zu leisten.

9. An die frische Luft gehen, um sich Appetit zu holen:

Gehen Sie vor dem Essen spazieren oder essen Sie im Freien, wenn es das Wetter zulässt.

10. Immer wieder ans Essen erinnern:

Verteilen Sie kleine Snacks gut sichtbar im Wohnbereich. Im Rohr geröstete Walnüsse, Trockenfrüchte oder Beutelmaroni laden zum Zugreifen ein.

11. Holen Sie sich professionelle Unterstützung:

Diaetolog*innen sind bei Mangelernährung genau die richtigen Ansprechpartner. Sie haben viel Erfahrung und können Ihnen bzw. Ihrem Angehörigen ganz individuelle Tipps geben, damit das Gewicht schnell wieder ins Lot kommt.

12. Holz- oder Bambusbesteck verwenden

Dies gilt für den Fall, dass Medikamente einen bitteren oder metallischen Geschmack verursachen.

essenzielles_Mangelernährung_6Was hilft bei Mangelernährung? Unser essenzielles Resümee

Wer gut mit Energie und allen Nährstoffen versorgt ist, steckt jedes Gesundheitsproblem besser weg. Umgekehrt schwächt Mangelernährung den Körper zusätzlich. Ältere Menschen werden dann etwa anfälliger für Krankheiten, haben ein höheres Risiko zu stürzen und erholen sich nach schweren Erkrankungen schlechter.

Angehörigen kommt aufgrund der Nähe zum Betroffenen eine besondere Rolle in Früherkennung und Behandlung zu. Wichtig ist möglichst rasches Gegensteuern: Eine Mangelernährung lässt sich umso leichter behandeln, je eher man etwas dagegen tut.

Pauschalrezepte für eine gute und richtige Ernährung gibt es nicht. Im Idealfall stimmt man gemeinsam mit einer Diaetologin/einem Diaetologen den Essalltag möglichst genau auf die persönlichen Wünsche und Geschmacksvorlieben der/des Betroffenen ab. Unsere 12 Tipps können hierfür als Anregung dienen.

Übrigens: Unseren beiden Tanten geht es zum Glück heute den Umständen entsprechend sehr gut. Sie erholen sich zunehmend von ihren schweren Erkrankungen.

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