Nachhaltig und günstig genießen – mit diesen 6 Tipps gelingt’s!

Von essenzielles
nachhaltig essen

Nachhaltigkeit ist auch beim Essen angekommen. Immer mehr Menschen wird bewusst: Durch die Art und Weise wie wir mit unseren Lebensmitteln umgehen, können wir unseren Planeten zerstören oder vielleicht sogar retten. Wer aber jeden Euro zwei Mal umdrehen muss bevor er ihn ausgeben kann, für den scheint ein nachhaltiger Essalltag oft unleistbar. Wir wollen daher in diesem Blogbeitrag mit dem Vorurteil aufräumen, nachhaltig zu essen sei teuer und haben sechs Tipps für preiswerten und nachhaltigen Genuss für Sie.


Was bedeutet überhaupt „nachhaltig“

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Nachhaltigkeit, dass bei heutigen Handlungen an deren langfristige Auswirkungen gedacht wird. Und dass Ressourcen nur soweit ver- und gebraucht werden, dass sie auch zukünftigen Generationen in der gleichen Qualität und Quantität zur Verfügung stehen können.

Eine etwas umfassendere wissenschaftliche Abhandlung zum Begriff finden Sie auf der Seite der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich [1].


Unsere 6 essenziellen Tipps für preiswerten und nachhaltigen Genuss

1. Aus Überzeugung grundsätzlich bio

„Bio kann ich mir nicht leisten“ hören wir oft. Dabei ist Bioeinkauf längst kein Luxusthema mehr, denn mittlerweile hat jeder Diskonter seine eigene günstige Bio-Linie. Machen Sie es zu Ihrer Überzeugung und greifen Sie stets zum Bio-Produkt, wenn ein solches zur Verfügung steht. Vergleichen Sie auch die Richtlinien, die hinter den Biomarken der Handelsketten stecken. Denn nicht alle Bio-Labels sind gleich.

Der WWF hat im Jahr 2019 im Rahmen einer Studie die Kosten für Lebensmitteleinkäufe aus Bio-Landwirtschaft durchgerechnet. Das Ergebnis in einem Satz: Folgt man den Empfehlungen einer gesunden Ernährung, kann man 70 Prozent des gesamten Einkaufs in biologischer Qualität kaufen, ohne mehr Geld als bisher auszugeben und senkt gleichzeitig die Treibhausgasemissionen um fast 40 Prozent [2]. Stellen Sie also Ihre Ernährung um (mehr von der Pflanze, weniger vom Tier) können Sie zum gleichen Preis mehr Bio-Lebensmittel essen.

Dass im Bereich biologisch erzeugter Lebensmittel noch Luft nach oben ist, zeigen aktuelle Handelszahlen: Der Bioanteil bei frischen Produkten (Gemüse, Obst, Brot/Gebäck, Milchprodukte, Fleisch, Wurst) liegt im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel derzeit bei neun Prozent [3].

nachhaltig 2. Fleisch in Maßen, statt in Massen

Laut WWF gehen 43 % des durch die Ernährung entstehenden CO2 auf unseren Fleischkonsum zurück. Umso bedenklicher erscheint es, dass ÖsterreicherInnen dreimal mehr Fleisch als die vom Gesundheitsministerium empfohlene Menge, nämlich satte 900-1320 g pro Woche, essen [4]. Weniger Fleisch würde Gesundheit und Umwelt gleichermaßen freuen. Flächen, die derzeit für die Futtermittelproduktion benötigt werden, wären direkt für die menschliche Ernährung nutzbar.

500 g Fleisch zum Preis von 1 l Bier kann nicht nachhaltig erzeugt werden

Bei Fleisch ist wohl der Preisunterschied zwischen bio und konventionell am größten. Während ein halbes Kilo Rindsfaschiertes aus konventioneller Tierhaltung beispielsweise rund € 2,50 kostet, muss man für das entsprechende Bioprodukt mindestens das Doppelte hinblättern. Doch dieser Preisunterschied ist angesichts der enormen Unterschiede zwischen der konventionellen und biologischen Nutztierhaltung bzw. Landwirtschaft mehr als gerechtfertigt [5].

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Klasse statt Masse

Der höhere Preis von Bio-Fleisch fällt nicht so ins Gewicht, wenn einfach beim Konsum mehr auf Qualität statt auf Quantität gesetzt wird wird. Statt täglich (mehrmals) Fleisch oder Wurst zu servieren, bringen Sie von nun an bewusst zwei- bis dreimal pro Woche ein hochwertiges Fleischgericht auf den Teller. Außerdem muss es nicht immer Filet oder Beiried sein. Aus kleineren Mengen Schnitzel- oder Schulterfleisch können Sie kombiniert mit reichlich Gemüse herrliche Wok- oder Schmorgerichte zaubern.Nachhaltigkeit


Regional oder bio – das ist hier die Frage

Auch bei Milchprodukten lohnt sich der Griff zum Bio-Produkt. Haben Sie sich am Milchregal schon einmal gefragt, ob Sie die konventionelle (billigere) Milch von der regionalen Molkerei anstelle der Biomilch, die von den Kitzbühler Alpen z. B. nach Wien transportiert wird, kaufen sollen?

Nachdem der Transport nur einen geringen Anteil der CO2-Gesamtbilanz ausmacht, gibt es als Antwort ein klares Nein. Also ein Ja für die Tiroler Milch – auch wenn Sie in Wien oder NÖ wohnen, weil sie biologisch produziert wurde. Aber natürlich ist es eine Frage der Prioritäten. Wenn Ihnen die wirtschaftliche Unterstützung in der Region besonders wichtig ist, dann sollten Sie lieber zur Milch aus der regionalen Molkerei greifen.


Nachhaltig3. Gemüse saisonal und regional schlemmen

Wer pflanzenbetont isst, verursacht weniger Treibhausgase als ein passionierter Fleischesser. Denn das besonders klimaschädliche Methangas entsteht während der Verdauung von Wiederkäuern durch die Arbeit von Bakterien, die im Pansen der Rinder Gras bzw. anderes Futter zersetzen. Die Rinder rülpsen das Methan wieder aus und dieses gelangt so in die Umwelt. Andere Nutztiere wie Schweine oder Hühner haben diese spezielle Art der Verdauung nicht – und produzieren auf diesem Wege somit kein Methan. Beim Ausbringen von tierischen Ausscheidungen auf landwirtschaftliche Flächen werden Methan und Lachgas freigesetzt.

Leider ist die Differenz beim Gemüse zwischen Soll und Ist laut Österreichischem Ernährungsbericht genau umgekehrt wie beim Fleisch: Die österreichischen Erwachsenen erreichen nur ein Drittel der empfohlenen Gemüsezufuhr.

Kaufen Sie Obst und Gemüse dann, wenn die Sorten Saison haben, dann sind sie günstiger – egal ob bio oder konventionell. Zum Beispiel kostet eine Bio-Tomate im Sommer nur etwa halb so viel wie im Winter und schmeckt mindestens dreimal so gut. Was wann Saison hat finden Sie z. B. hier [6].

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Gerade beim Thema Gemüse und Obst gibt es oft Verunsicherung, ob nun das konventionelle Produkt vom Bauernmarkt oder das (weit) gereiste Bio-Produkt nachhaltiger sei. Wir haben dazu unserer Kollegin und Nachhaltigkeitsexpertin Mag. Andrea Ficala von esswerk ein paar Fragen gestellt.

Bio-Dosentomaten aus Italien oder „frische“ österreichische Tomaten im Winter?

Andrea Ficala: „Die Bio-Dosentomaten aus dem Nachbarland können bei einem Einkauf im Winter tatsächlich eine bessere CO2-Bilanz aufweisen, als regional produzierte. Vor allem, wenn die regional produzierten konventionelle Ware ist. Denn eine wärme- und lichthungrige Pflanze wie die Tomate im Winter zu produzieren bedeutet einen sehr hohen Energieaufwand. Italien ist als Nachbarland nicht weit entfernt, die Transportkilometer machen hier im Gesamt-CO2-Anteil also recht wenig aus. Ein Minuspunkt ist allerdings die Dose, ihre Herstellung macht etwa 50 % des Gesamt-CO2-Fußabdrucks aus.“

NachhaltigkeitWas ist nachhaltiger? Ein Glas Apfelmus oder ein „frischer“ Bio-Apfel im April gekauft?

Andrea Ficala: „Im Frühjahr haben Lageräpfel bereits einen hohen Energieaufwand angesammelt, da sie ja bereits im Herbst geerntet und den ganzen Winter hindurch im CO2-Lager gelagert wurden. Haupteinlegezeit für Äpfel ist meist rund um den heimischen Erntezeitpunkt. Besonders nachhaltig ist das Apfelmus, wenn es aus regionalen Bio-Äpfeln hergestellt wurde und das Glas zum Einkochen wiederverwendet wird.“

NachhaltigkeitSoll man im Winter auf Blattsalate verzichten, weil sie immer aus dem beheizten Glashaus kommen?

Andrea Ficala: „Der Großteil der österreichischen Salatproduktion kommt erfreulicherweise aus Freilandanbau. Im Winter wird ein kleiner Teil im Glashaus gezogen, der Restbedarf über Importe gedeckt. Ab Herbst kann man das Augenmerk auf Sorten legen, die kälteresistent sind und das sind einige: Vogerlsalat, Chinakohl, Radicchio oder Endiviensalat. Sie lassen sich – wie die sogenannten Asia-Salate, die schon auf vielen Bauernmärkten erhältlich sind – mit geringem Energieaufwand im Winter produzieren und enthalten auch mehr Inhaltsstoffe als der klassische Eisberg- oder Häuptelsalat.“Nachhaltigkeit


4. Gezielt einkaufen und weniger wegwerfen

Laut einer WWF-Studie fallen in Österreich jährlich rund 577.000 Tonnen Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette an [7]. Und das, obwohl das meiste davon noch genießbar wäre.

Um Lebensmittel vor der Tonne zu retten empfehlen wir Ihnen, Ihre Mahlzeiten zu planen und gezielt dafür einzukaufen. Auch wenn Sie beim Preisvergleich am Regal feststellen, dass lose Ware teurer ist, ziehen Sie diese dem 2-kg-Sack vor. Die Chance, dass alles restlos verwertet wird, steigt dadurch. Auch die richtige Lagerung (kühl und dunkel) kann mithelfen, dass weniger wertvolle Lebensmittel im Müll landen.

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„Too Good To Go“ – die App für Lebensmittelrettung

Eine wirklich tolle neue Initiative ist die App „Too Good To Go“, die es allen ermöglicht, einen Beitrag gegen Verschwendung zu leisten, während man gleichzeitig noch einwandfreies Essen bekommt und Betriebe in der eigenen Umgebung unterstützt. Die App vernetzt Betriebe und Kunden, damit produzierte Lebensmittel auch konsumiert werden. Mehr über „Too Good To Go“ erfahren Sie hier.


Sollten doch einmal Reste bleiben – werden Sie kreativ. Eine Frittata ist zum Beispiel ein wunderbares Gericht, um Gemüse-, Getreide- und Kartoffelreste zu verwerten.

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5. Wasser aus der Leitung trinken

Wasser ist unser Über-Lebensmittel. Wir sind in der privilegierten Lage, dass das Wasser aus dem heimischen Hahn fast überall in bester Qualität gratis und unverpackt frei Haus geliefert wird. Trinken wir Wasser jedoch aus der Flasche – allen voran aus der PET-Flasche, hinterlassen wir damit Spuren in unserer Umwelt.

Wasser in Flaschen abzufüllen und es über weite Strecken zu transportieren, verschwendet Unmengen an Energie und belastet das Klima durch unnötige Abgase. Entsorgt in der freien Natur, was leider immer noch passiert, werden die Plastikflaschen erst nach mehreren 100 Jahren abgebaut.

PET-Flaschen sind auch aus gesundheitlicher Sicht bedenklich. Teile des Kunststoffs können in das Wasser übergehen (im Fachjargon: migrieren) und Geschmack und Zusammensetzung des Wassers verändern. Einige der verwendeten Chemikalien wie das Bisphenol A stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Wasser aus der Leitung statt der Flasche zu trinken ist daher nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit die bessere Entscheidung.

nachhaltig Wer es gerne prickelnd hat, kann Leitungswasser mit Hilfe von Soda-Geräten ganz nach Belieben mit Kohlensäure anreichern. Geschmacklich bringen ein paar Zitronen- oder Ingwerscheiben und Kräuter Abwechslung in den Trinkalltag.

6. Keine Palmöl-Alternativen suchen, sondern generell weniger Fett essen

Viele Fertigprodukte, handelsübliches Blätterteiggebäck und Naschereien werden heute mit billigem Palmöl produziert. Lesen Sie dazu unseren von der Plattform Ernährungswandel.org prämierten Artikel „Wie entkommen wir dem Palmöl-Dilemma?“. Wer bewusst wieder öfter selbst kocht, selbst Kuchen mit weniger Fett bäckt und vielleicht ein bisserl weniger nascht, kann jede Menge Palmöl einsparen und tut seinem Börsel etwas Gutes.

NachhaltigkeitUnser essenzielles Resümee

Bei aller Komplexität gibt es ein paar wenige Dinge, die jeder auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ernährung tun kann, ohne seine Geldbörse zu sehr zu belasten: bewusster, anders und weniger  kaufen. Dabei muss „nachhaltig“ nicht zwangsläufig immer bio sein. Es gibt aber bei jedem Produkt am Markt immer eine nachhaltigere Variante, für die Sie sich entscheiden können.

Wer…

  • …..überwiegend zu Bio-Produkten greift,
  • …..weniger aber dafür besseres Fleisch genießt,
  • …..auf weite Transportwege verzichtet und saisonal einkauft,
  • …..nur das ins Wagerl legt, was er wirklich braucht,
  • …..seinen Durst überwiegend mit Leitungswasser stillt
  • ….und Palmfett die rote Karte zeigt, punktet mit einer guten Umweltbilanz.

Jede noch so kleine Maßnahme kann global betrachtet äußerst wirksam sein. Persönlich profitieren auch Sie davon: Am Ende des Monats haben Sie weniger Lebensmittel weggeworfen, Geld gespart und können sich mit den Ersparnissen mehr Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft leisten.

Haben Sie Lust bekommen, sich in das Thema zu vertiefen? Auf der Plattform „Ernährungswandel.org“ [8] finden Sie viele spannende Erkenntnisse zur Frage, wie das Ernährungssystem nachhaltig gestaltet werden kann. Unter anderem unseren prämierten Artikel „Wie entkommen wir dem Palmöl-Dilemma?“.

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