Knuspermüslis im Test
Müsli steht wohl als Inbegriff für ‚gesund‘ – sehr fein, wenn es dann auch noch so herrlich knuspert! Bircher-Benner ist Brei von gestern – heute löffelt man mit bestem Gewissen ganz schön teure Crunchy-Müslis.
Auch wir finden Knuspermüslis zum Anbeißen gut. Wenn unser home-made-Crunchy mal wieder (von hungrigen Mitbewohnern) ausgelöffelt wurde, steht Frau vor dem Müsliregal zum Vergleichscheck. Genau diesen wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
Im schier unüberschaubaren Angebot an Müslis haben wir uns ausschließlich auf Knuspermüslis beschränkt. Ansonsten hätte unsere Analyse den Rahmen gesprengt. Und auch hier gibt es noch eine Fülle von weiteren Produkten, die Sie aber nach dem Lesen dieses Blogeintrags sehr gut selbst bewerten können.
Zum Vergleich verraten wir Ihnen weiter unten auch unser ganz persönliches Knuspermüsli-Rezept, das Sie ganz einfach nachmachen können.
So kommt das Knuspern ins Müsli
Damit das Frühstücksmüsli den extra Biss bekommt, braucht es neben Getreideflocken Fett und Zucker. Gemeinsam geschmolzen und gebacken, ballen sich die Flocken zu den crispy Stückchen zusammen und erzeugen beim Essen den erwünscht hörbaren Knusperton.
Das Ohr isst mit
Wussten Sie, dass „Geschmack“ ein Zusammenspiel aus den Wahrnehmungen aller Sinne ist? Wenn etwas gut schmeckt, dann meinen wir damit, dass es gut aussieht, gut riecht, sich im Mund gut anfühlt und beim Kauen gut klingt. Müsli, Chips und Co erfreuen uns ganz besonders, wenn sie beim Kauen ordentlich Krachen. Meist wird diese Empfindung auch mit der Frische eines Produktes assoziiert.
Manche Hersteller helfen zusätzlich u. a. mit sogenannten Extruder-Bestandteilen nach. Hierfür wird ein Mix aus grobem Getreidemehl und Wasser bei 140 Grad mithilfe von Überdruck durch kleine Düsen gepresst. Der Teig schäumt kurz auf und erstarrt aufgrund des plötzlichen Druckabfalls. Die so entstandenen Flakes oder Stückchen werden noch gewalzt und geröstet.
Knuspermüsli unter der essenziellen Lupe
Eines vorweg: Knuspermüsli enthält immer zugesetzten Zucker und Fett. Es ist daher nicht mit dem „normalen“ Müsli aus Vollkornflocken, Rosinen, etc. vergleichbar. Damit ist das Granola oder Crunchy Müsli – wie es im Englischen auch genannt wird – sicher kein Diätessen.
Wenn Sie die Werte in der Tabelle (bitte ganz nach unten scrollen) vergleichen, sehen Sie, dass es aber sehr wohl beachtliche Unterschiede beim Fett- und Zuckergehalt gibt. Besonders eklatant sind die Unterschiede beim Zuckergehalt, der je nach Sorte zwischen 12 und 36 g pro 100 g liegen kann.
Schauen Sie auf die Zutatenliste
Alle Zutaten müssen nach Menge absteigend gereiht sein. Ganz vorne steht, wovon am meisten drin ist. Je weiter vorne also Zucker und Fett genannt sind, desto mehr davon ist enthalten.
Vollkornflocken (meist Haferflocken) sollten natürlich Hauptbestandteil sein – je mehr, desto hochwertiger wird Ihr Frühstück. Da Getreideflocken eine teure Zutat sind, sparen manche Hersteller damit und greifen zusätzlich auf günstigere Extrudate zurück. In der Zutatenliste auch erkennbar als „…mehl“.
Palmöl steckt in den meisten Knuspermüslis
Traurig aber wahr: Ohne Palmöl oder Palmfett kommt bislang nur die Hälfte der von uns begutachteten Crunchy-Müslis aus. Dass es auch mit Sonnenblumen- oder Rapsöl geht, zeigen erfreulicherweise immer mehr Anbieter.
Wir würden uns wünschen, dass diese Beispiele Schule machen. Sie als Konsument haben es in der Hand, Müsli mit Palmöl im Regal stehen zu lassen und damit einen kleinen Beitrag zum Schutz des Regenwaldes und der weltweiten Artenvielfalt zu leisten.
Glucose-Fructose-Sirup – billiger Zuckerersatz, schlecht für die Leber
Was uns ebenfalls aufstößt, ist der Einsatz von Glucose-Fructose-Sirup (auch Isoglucose oder High Fructose Corn Sirup genannt). Dieser wird nicht aus der Zuckerrübe, sondern aus Mais- oder Weizenstärke gewonnen. Der Fruktose-Anteil in diesem Sirup ist höher als in normalem Haushaltszucker.
Fruktose (Fruchtzucker) steht u. a. im Verdacht, eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von nicht-alkoholischer Fettleber zu spielen, die leider immer häufiger vorkommt.
Wer ein Zuviel an Fruktose meiden möchte, greift besser zu Produkten, die nur mit normalem Zucker gesüßt wurden.
Bitte ohne Zusatzstoffe
Kaum zu glauben, aber in einigen Knuspermüslis sind sogar eine ganze Reihe von Zusatzstoffen zu finden. Antioxidationsmittel, Aromen, Säureregulatoren und Emulgatoren sollten eigentlich überflüssig sein.
Bei manchen Herstellern findet sich auch die Zutat Oligofructose. Dabei handelt es sich nicht um eine oben erwähnte „böse“ Art von Fruchtzucker, sondern um einen Ballaststoff, der als unverdauliches Präbiotikum unsere Darmbakterien füttert. Mit diesem wird der Ballaststoffanteil zum Teil nennenswert erhöht.
Portionsangaben für Erwachsene unrealistisch
Ganz ehrlich – von der auf manchen Packungen empfohlenen 40-45 g-Portion werden wir nicht satt. Wir meinen, dass mindestens 60 Gramm wohl eher eine realistische Frühstücksmahlzeit ist, die bis mittags sättigt.
Möchten vielleicht manche Hersteller durch diese Angabe von Mini-Portionen ihr Produkt kalorientechnisch besser darstellen als es ist? Immerhin kann so der Zucker-, Fett- und Kaloriengehalt ein wenig verniedlicht werden.
5 Stück Würfelzucker und 3 Butterpackerl zum Frühstück gefällig?
Wen wundert‘s, wenn man Ihnen bei den Nährwerten ein X für ein Y vormachen will. Isst man eine realistische 60 g-Portion, kommt man bei manchen Knuspermüslis umgerechnet auf bis zu fünf Würfel Zucker (Anm.: 1 WZ wiegt in Österreich 4 g; in Deutschland nur 3, daher wären es umgerechnet sogar 9 WZ). Hinzu kommen dann ja noch der Zucker in Kaffee oder Tee.
Ähnlich beim Fett: Bis zu 22 g Fett stecken da in 100 g Müsli. Rührt man eine 60 g-Menge mit 200 ml Vollmilch an, kommt man auf die Fettmenge von umgerechnet fast 3 Portionspackungen Butter. Das würde bei einem Kalorienbedarf von 2.300 kcal bereits 30 % der täglich (von DGE und ÖGE) empfohlenen Fettmenge entsprechen.
Unsere 7 essenziellen Tipps für gesunden Knuspermüsli-Genuss
- Achten Sie auf die Zutatenliste. Je kürzer diese ist, desto besser. Wählen Sie ein Produkt mit mehr als 50 % Flockenanteil.
- Vergleichen Sie die Nährwerte. Je weniger Zucker und Fett, desto besser. Unser essenzielles Knuspermüsli hat übrigens deshalb etwas mehr Fett, weil im Gegensatz zu den meisten gekauften auch Nüsse und Leinsamen enthalten sind.
- Verzichten Sie auf Palmöl. Kaum ein Hersteller verwendet zertifiziertes RSPO-Palmöl und wie man sieht, geht es auch mit Sonnenblumenöl.
- Mischen Sie das Knuspermüsli mit normalem Basismüsli oder Getreide-Flocken. Damit „strecken“ Sie den Zucker- und Fettanteil erheblich. Der knusprige Biss bleibt dennoch erhalten.
- Verwenden Sie fettarme Milch und Naturjoghurt. Im Bewusstsein, dass Knuspermüslis ohnehin schon fett sind, verwenden Sie beim Milchprodukt ab besten die 1%-Variante. Uns schmeckt am besten eine Mischung aus Milch+Naturjoghurt 1:1.
- Pimp it up! Ein geriebener Apfel, ein paar Orangen- oder Birnenstückchen (im Sommer Beeren) und gehackte Walnüsse peppen jedes Müsli herrlich auf.
- Backen Sie Ihr Granola selbst. Wir zeigen Ihnen, wie einfach Sie ein herrliches Knuspermüsli selbst herstellen können. Und das für wesentlich weniger Geld 🙂
Unser essenzielles Resümee
So manches Knuspermüsli ist wohl mehr eine Nascherei denn ein empfehlenswertes Frühstück. Ein aufmerksamer Vergleich lohnt sich, um nicht bereits frühmorgens in die Zucker- und Fettfalle zu tappen. Vergleichen sollten Sie auch den Preis pro 100 g. Denn, wie der VKI [1] schon des Öfteren zurecht kritisierte, verpacken manche Hersteller relativ viel Luft hinter einem blickdichten Karton. Verwenden Sie Knuspermüsli am besten nur als crunchy Topping Ihres „normalen“ zuckerfreien Müslis. So bleiben Bauch und Hüften auf Dauer auch noch knusprig!
Unser essenzielles Knuspermüsli-Rezept
Zutaten:
- 2 EL Sesamöl (20 g), geröstetes schmeckt besonders intensiv nach Sesam
- 50 g Honig
- 50 g Rohzucker, nicht weil er gesünder wäre, sondern weil er einfach besser schmeckt
- (wer abnehmen will, lässt den Rohzucker weg und nimmt nur den Honig)
- 3 EL Sesamsamen (36 g)
- 500 g Großblatt-Haferflocken
- 2-3 Messerspitzen Zimt und etwas Vanille(zucker)
- 50 g Mandelstifte
- 40 g Leinsamen, geschrotet
Zubereitung:
Backrohr auf 175°C vorheizen. Vermischen Sie Haferflocken, Sesam, Zimt und Vanille. Erhitzen Sie Sesamöl, Rohzucker und Honig bei mäßiger Hitze in einem größeren Kochtopf, bis der Rohzucker geschmolzen ist. Nun rühren Sie die Flockenmischung zügig und gründlich ein. Es sollten möglichst alle Flocken mit der Sirupmasse überzogen sein. Anschließend verteilen Sie die Masse sofort auf ein Backblech. Achtung: Unbedingt ein Backpapier verwenden! Nach 10 Minuten Backzeit verteilen Sie die Mandelstifte gleichmäßig darauf und backen weitere 10 Minuten. Vollständig auskühlen lassen und danach in beliebig große Stücke brechen (Masse klebt zusammen). Um das hitzeempfindliche Leinöl zu schonen erst nach dem Backen mit den Leinsamen vermischen, in ein Vorratsglas füllen und lichtgeschützt lagern. Wir mischen uns dieses Müsli noch nach Lust und Laune mit grob gehackten Walnüssen, Kürbiskernen und getrockneten Sauerkirschen.
Hier können Sie das Rezept downloaden.