Knoblauch – kann die Wunderknolle Ihren Blutdruck senken?
Frauen werden ja bekanntlich mit den Jahren immer jünger ;-), aber Männer kommen rund um die Lebensmitte schön langsam in ein Alter, wo die Blutdruckwerte bei der jährlichen „Pickerlüberprüfung“ ein Thema sind. Und nachdem kein Mann lebenslang Tabletten nehmen möchte, sind natürliche Wege gefragt, um die ersten „leichten Mängel“ in den Griff zu bekommen.
Knoblauch soll ja nicht nur gegen Vampire helfen, sondern auch den Blutdruck senken. Nachdem das auch an uns nicht unbemerkt vorbeigehen würde, wenn unsere Liebsten sich den Knoblauch bereits aufs Frühstückssemmerl pressen, wollten wir es wissen: Was ist dran am Vampirs-Elixier? Wir haben für Sie recherchiert und ein paar Tipps für Ihren Essalltag zusammengestellt.
Warum Knoblauch riecht – die Hintergründe
Die heilende Wirkung schreibt man insbesondere einer schwefelhaltigen Verbindung namens Allicin zu. Sie schlummert in Form ihrer Vorstufe Alliin geruchlos in der Pflanze.
Erst wenn es den Zellen durch Messer oder Presse an den Kragen geht, wird Alliin freigesetzt und enzymatisch in das biologisch aktive Allicin umgewandelt. Dieses ist auch für den typischen Knoblauchgeruch verantwortlich.
Haubenköche raufen sich jetzt bestimmt die Haare, denn sie schwören darauf, die Zehen zu schneiden, um die wertvollen Aromen zu erhalten. Da sich aber Alliin und das für die Umwandlung in Allicin notwendige Enzym in verschiedenen Zellteilen befinden, ist Zerquetschen effektiver, um an das wertvolle Allicin zu kommen.
Ab in die Presse damit!
Aus gesundheitlicher Sicht empfehlen wir daher unbedingt, Knoblauch durch die Presse zu quetschen. Da er in dieser Form leicht anbrennt empfehlen wir, ihn nicht mit anzurösten, sondern ihn eher erst am Schluss zum Würzen zuzugeben.
Falls Sie sich jetzt fragen, ob roher oder gekochter Knoblauch gesünder ist, so können wir diese Frage derzeit noch nicht beantworten. Sowohl Allicin in der roh zerkleinerten Knolle als auch dessen Umwandlungsprodukte in gekochtem Knoblauch sind biologisch aktiv. Zumindest, solange Knoblauchgeruch wahrnehmbar ist.
Abgesehen vom Schutz gegen Graf Dracula beschreibt die Laienpresse zahlreiche Effekte von frischem oder gekochtem Knoblauch: So sollen Schnupfen, Husten und Heiserkeit dank seiner antimikrobiellen Eigenschaften keine Chance haben. Eine systematische Übersichtsarbeit der dazu vorliegenden Studien konnte dies leider nicht bestätigten [1].
Dieser Krebsschutz macht vielleicht einsam
Im Hinblick auf Krebs (insbesondere Magen- und Darmkrebs) scheint die Datenlage laut dem im Thieme Verlag erschienen Buch “Krebs und Ernährung” [Knasmüller 2014] mit größeren Mengen frischem und gekochtem Knoblauch – nicht aber mit Kapseln – vielversprechend. Folgestudien müssen diese positiven Hinweise jedoch erst bestätigen.
Bei den durchgeführten Studien verzehrten die Teilnehmer Mengen zwischen 2 und 20 Gramm pro Tag, wobei eine Knoblauchzehe rund 3 Gramm wiegt. Bei sechs Knoblauchzehen pro Tag hatten die Probanden während der Studienlaufzeit gewiss nie Probleme, im Zug einen Platz zu bekommen ;-).
So neutralisieren Sie den Knoblauchgeruch!
Wer die Knoblauch-Fahne etwas neutralisieren will, kann es mit dem Kauen von
- Petersilienblättern,
- Ingwer,
- Kaugummi
- oder Kardamom-Samen versuchen
- oder ein Glas Milch trinken.
Da der Knoblauchgeruch jedoch auch über die Haut ausgeschieden wird, müsste man wohl die strengen Blicke geruchsempfindlicher Mitmenschen in Kauf nehmen. Nun aber zu eigentlichen Fragestellung dieses Blogartikels: Kann Knoblauch den Blutdruck senken?
Hilft Knoblauch gegen Bluthochdruck?
In Österreich ist laut Statistik Austria etwa jede/r Fünfte von Bluthochdruck betroffen [2]. Er gilt als „silent killer“, weil er häufig mit keinen oder nur wenigen Symptomen verbunden ist. Bluthochdruck ist – genau wie ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel – ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Medizinische Fakten zum Thema Bluthochdruck findet man auf der Webseite des Österreichischen Herzfonds.
Laut Naturheilkunde soll Knoblauch einen zu hohen Blutdruck senken können, denn in Knoblauch finden sich Blutdruck-senkende Pflanzenstoffe. Im Tierversuch wurde tatsächlich ein Blutdruck-senkender Effekt nachgewiesen.
In älteren, klinischen Studien beim Menschen konnte dieser Effekt ebenfalls beobachtet werden. Wenn auch nur in sehr geringem Ausmaß. Schon damals schlussfolgerten die Autoren, dass Knoblauch bestenfalls zur Behandlung eines nur marginal erhöhten Blutdrucks geeignet sei.
Ein Team des Cochrane-Netzwerkes machte es sich im Jahr 2012 zur Aufgabe, die besten verfügbaren wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema zu analysieren [3]. Sie fanden neben vielen mangelhaften Studien zwei besser durchgeführte randomisiert-kontrollierte Studien. Diese liefern zwar vorsichtige Hinweise darauf, dass Knoblauch zu hohen Blutdruck senken kann, doch selbst die Ergebnisse dieser beiden Studien sind zu wenig stichhaltig für eine klare Einschätzung.
Ob regelmäßiger Knoblauch-Verzehr eine effektive Waffe gegen Bluthochdruck ist, bleibt vorerst also noch unklar.
Nützliche Tipps im Umgang mit Knoblauch
- Achten Sie beim Einkauf darauf, dass die Knollen hart und die Haut weiß und trocken ist.
- Kaufen Sie keine Knolle, die bereits keimt. Das ist zwar gesundheitlich unbedenklich, deutet aber auf längere und falsche Lagerung hin.
- Knoblauch fühlt sich an einem dunklen, trockenen, kühlen Ort am wohlsten. Lagern Sie ihn daher in speziellen Keramik-Gefäßen oder in einem Papiersackerl. Keinesfalls jedoch will er in den Kühlschrank oder in ein luftdicht schließendes Gefäß.
- Knoblauch riecht häufig muffig, das könnte ein Hinweis auf Schimmelbefall sein – entsorgen Sie ihn lieber.
- Greifen Sie, wenn möglich, zu Knoblauch aus einem EU-Land, da hier strengere Regeln zu Pflanzenschutzmitteln gelten als z. B. in China.
Unser essenzielles Resümee
Ob der regelmäßige Genuss von Knoblauch-(Extrakt) mithelfen kann, Ihren leicht erhöhten Blutdruck wieder ins Lot zu bekommen, bleibt vorerst noch unklar. Lassen Sie sich davon jedoch nicht vom Genuss abhalten, denn die in Studien beobachtete krebspräventive Wirkung ist tatsächlich vielversprechend. Und wie heißt es so schön? Nützt es nicht, so schadet es auch nicht.
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