Hanf und Teff – wie super sind die beiden Superfoods?
Im Zuge der Superfood-Welle wurden Hanf und Teff salon- bzw. küchenfähig. Die Anbieter versprechen zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit. Wir haben diese beiden glutenfreien Körner unter die essenzielle Lupe genommen. Erfahren Sie hier, wie Hand und Teff ernährungs- und geschmackstechnisch abgeschneiden.
Wirkung nicht berauschend
Woran denken Sie, wenn Sie „Hanf“ hören? Vermutlich nicht unbedingt an Lebensmittel. Und ja, Nutz-Hanf gehört zur Familie der Cannabis-Pflanzen, allerdings hat der für Nahrungszwecke angebaute Hanf nichts mit Marihuana zu tun.
Im Lebensmittelbereich sind die Samen der Hanfpflanze (Cannabis sativa) begehrt. In Europa dürfen für Verzehrzwecke nur Samen vertrieben werden, die nahezu frei von psychotropen Inhaltsstoffen sind. Hanfsamen werden mittlerweile zu vielen Lebensmitteln – von Hanfmilch bis -mehl, Knabbersamen, Brot und Gebäck, Aufstrichen und Ölen – verarbeitet.
Schenkt man den Aussagen in Gesundheits- und Foodblogs sowie auf Hersteller-Webseiten Glauben, können die Super-Samen so ziemlich alles: Sie sind ideal für Sportler, helfen beim Abnehmen, kurbeln die Verdauung an, beschleunigen den Stoffwechsel, reduzieren Stress, schützen vor Alzheimer, fangen freie Radikale und halten damit Krebs, Schlaganfall und Herzinfarkt von uns fern… Wissenschaftlich belegt ist nach unserem Wissen kaum etwas davon.
Hanfmehl als vegane Eiweißquelle
Hanfsamen können zwar keine Wunder wirken, liefern aber wie andere Nüsse und Samen einen vorzeigbaren Nährstoffcocktail.
Verwenden Sie das nussig schmeckende Mehl der Hanfsamen (am besten gemischt mit Weizenmehl) für Brot, Kuchen oder Gebäck, können Sie damit nennenswert Eiweiß bunkern. Vegan lebende Sportler, bei denen Eiweiß schnell mal zu kurz kommen kann, wird das freuen.
Hanföl punktet mit gutem Fettsäureprofil
Ungeschälte Hanfsamen bestehen zu etwa einem Drittel aus Fett. Dabei besticht vor allem der hohe Anteil an der essenziellen Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure. Deshalb brauchen Sie aber kein Hanföl kaufen, denn Walnussöl kann da mithalten und Leinöl stellt es bei weitem in den Schatten.
Darüber hinaus warten Hanfsamen mit nennenswerten Mengen an Eisen für die Blutbildung, das Sportlermineral Magnesium und Zink für’s Immunsystem auf. Wobei pflanzliches Eisen für den Körper schlechter verwertbar ist als tierisches (z. B. aus Fleisch).
Das fettlösliche Vitamin E, das auch in anderen Ölpflanzen vorkommt, rundet das Nährstoffspektrum ab. Erwähnenswert in Bezug auf Hanföl ist der verglichen mit anderen Pflanzenölen hohe Gehalt an Phytosterinen. Diese Pflanzenstoffe können mithelfen, einen erhöhten Cholesterinspiegel wieder ins Lot zu bringen.
Hanfsamen sind gut für die Verdauung
Der Ballaststoffgehalt von (ungeschälten!) Hanfsamen kann sich sehen lassen. In einem Esslöffel (15 g) steckt ein Fünftel der täglich empfohlenen Menge. Ballaststoffe putzen den Darm durch wie eine Flaschenbürste. Sie sorgen für erfolgreiche Sitzungen am stillen Örtchen und verhindern dadurch, dass schädliche Substanzen zu lange mit der Darmschleimhaut in Kontakt kommen können.
Teff – die kleinste Getreidesorte mit großen inneren Werten
Teff, auch Zwerghirse genannt, ist momentan sehr trendy. Zumindest bei uns, denn in Afrika ist es – verarbeitet zu Fladenbrot – seit jeher wichtiger Bestandteil der regionalen Küche. Models und Hollywood-Stars wie Victoria Beckham oder Gwyneth Paltrow sollen Teff begeistert löffeln, Haubenköche sind gerade dabei, dieses Getreide zu entdecken.
Die glutenfreie Getreidesorte besteht wie andere ihrer Schwestern hauptsächlich aus Kohlenhydraten, ihr Eiweißgehalt liegt bei etwa 10 Prozent und sie liefert 2 g Fett pro 100 g.
Das Mineralstoffspektrum der kleinsten Getreidesorte der Welt ähnelt dem von Hanf und umfasst Eisen (welches aber wiederum nicht so gut verwertbar ist), Magnesium, Zink sowie das Knochenmineral Kalzium. In 100 Gramm Teff stecken 20 Prozent der täglich empfohlenen Kalzium- und die Hälfte der täglich empfohlenen Magnesium-Menge – das ist im Vergleich zu Roggen, Weizen & Co. wirklich viel.
Da die Körner so miniklein sind wird auf das Schälen verzichtet. Teff ist daher ausschließlich in der Vollkornvariante zu haben und punktet mit 8 g Ballaststoffen pro 100 g. Generell schmeckt Teff angenehm süßlich und leicht nussig – erinnert uns ein wenig an Quinoa.
Brauchen wir Hanf und Teff in unserer Küche?
Nachdem wir neuerdings vermehrt im Freundeskreis angesprochen wurden, was von Hanf und Teff zu halten sei, haben wir uns auf den Weg ins Reformhaus gemacht und die Super-Körner gekauft.
Auf der Suche nach Rezepten hat sich gezeigt, dass „Hanfherzen“ – so werden sie im Englischen genannt (engl. hemp hearts) – in der Küche sehr vielseitig verwendbar sind:
- als knuspriger Bestandteil von Müsli und Porridge
- als Topping in Salaten, Aufläufen, Desserts und Süßspeisen
- geröstet und gesalzen als Knabberersatz für Chips, Salzstangen und Co
- in gemahlener Form in Brot und Gebäck
- als Alternative für Brösel zum Panieren
- als Zutat für Bratlinge
- als cremige, nussige Komponente in Dips, Brotaufstrichen und Pestos
Auch für Teff konnten wir einige Rezepte finden. Gemahlen soll sich die Zwerghirse für Brot, Kuchen, Kekse oder Palatschinken eignen. Es ist zu lesen, dass Teige aus Teff-Mehl, obwohl es kein Klebereiweiß Gluten enthält, erstaunlich gut gelingen. Das hat uns natürlich neugierig gemacht und wir haben gleich ein Teff-Brot ausprobiert.
Das Ergebnis hat uns als leidenschaftliche Brotbäckerinnen nicht wirklich überzeugt 🙁 . Es schmeckt zwar knusprig, ist aber trotz Hefe und einer Gehzeit von 2 Stunden sitzen geblieben.
Von wegen „erstaunlich gut gelingen“. Das zeigt wieder einmal, dass nicht alles stimmt, was im Internet zu lesen ist. Vielleicht ist das der Grund, warum die Äthiopier daraus Fladenbrot machen… Ehrlicher Weise müssen wir aber zugeben, dass es besser schmeckt als andere, bisher von uns gekostete glutenfreie Brote.
Dann haben wir gleich auch noch ein Rezept von Teff-Zucchini-Laibchen getestet, das auf der Packung angegeben war: 1 mittelgroße fein geriebene Zucchini, 1 kleine fein gehackte Zwiebel, 100 g Teff-Flocken, 1 Ei, 50 g grob gehackte Kürbiskerne mit Salz und Pfeffer mischen. Aus der Masse kleine Puffer formen und in etwas Rapsöl braten. Hier lautet unser Urteil: Sehr gut! Wir haben dazu gebratene Champignons und Ajvar – in unseren Augen ein empfehlenswerter Ketchup-Ersatz – gegessen.
Teff-Flocken können Sie sich auch ins Müsli streuen oder zum Binden von Suppen und Saucen verwenden.
Die Preise sind alles andere als super
Produkte aus Hanf und Teff haben einen stolzen Preis. Für 200 Gramm Bio-Hanfsamen müssen Sie rund 3,- Euro rechnen. Die gleiche Menge Bio-Leinsamen kostet in etwa ein Drittel. Hanfmehl kostet pro Kilo stolze 22,- Euro. Damit ist es wirklich ein Luxuslebensmittel.
Teff kostet pro Kilo rund 20,- Euro und damit rund 14 x mehr als Bio-Weizen!
Unser essenzielles Resümee
Zusammenfassend meinen wir, dass Hanf und Teff den Speiseplan durchaus bereichern können, so man sich das leisten möchte bzw. kann. Dies gilt vor allem für Veganer, die auf der Suche nach pflanzlichen Eiweißlieferanten sind und Personen, die Gluten nicht vertragen. Ob sie aber das Attribut „super“ verdienen, darüber lässt sich streiten. Wir sind gespannt, ob robuste wissenschaftliche Studien Hanfsamen tatsächlich eine schützende Wirkung vor Krebs, Schlaganfall und Herzinfarkt attestieren werden. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir diese Aussagen noch nicht bestätigen.
Unbedingt notwendig für eine ausgewogene Ernährung sind die aktuell so gehypten Körner nicht. Andere Getreidesorten und Ölsaaten, darunter Hirse und Leinsamen verwöhnen Sie mit ähnlichen Gehalten an Nährstoffen. Dabei erleichtern sie Ihre Geldbörse weit weniger.
Verwenden Sie Hanf und Teff in Ihrer Küche? Verraten Sie uns doch Ihr Rezept!
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